„Alles, was ich und all die anderen taten, …taten wir, um zu überleben – wie alle anderen auch, die ihre Häuser und ihre Heimat hinter sich ließen, um vor Kriegen und Konflikten in Gebiete zu flüchten, die ihnen Schutz gewähren. Wir alle kämpfen um unser Leben.“
Zain-Alabidin Al-Khatir verabschiedet sich am 17. November 2013 von seiner Familie. Er muss sein Land verlassen, weil er im Sudan politisch verfolgt wird. Über Ägypten flieht er nach Libyen, muss dafür professionelle Schleuser bezahlen. Mit ihrer Hilfe überschreitet er in einem Nachtmarsch die Grenze, durchquert ein Minenfeld, muss sich, um Checkpoints gefahrlos zu passieren, als verschleierte Frau verkleiden.
Eineinhalb Jahre bleibt er in dem Land, in dem nach dem Sturz Gaddafis Anarchie herrscht, sich Milizen gegenseitig blutig bekämpfen, das Geschäft der Schleuser und Menschenhändler blüht. Flüchtlinge werden gedemütigt und ausgebeutet, ein Menschenleben zählt wenig. Zain muss sich Gelegenheitsjobs suchen, um seine Weiterreise zu finanzieren, oft wird er um seinen Lohn betrogen, ausgeraubt.
Immer wieder ist er Schleusern schutzlos ausgeliefert, wird geschlagen und eingesperrt. Gefangen in einem Raum mit Dutzenden anderer Flüchtlinge, tagelang ohne Nahrung und Wasser, ohne Toilette. Vor seinen Augen werden immer wieder Frauen vergewaltigt. Auch deren Männer und Kinder müssen dabei zusehen.
Nach 19 Monaten in Libyen bekommt er endlich die Chance zur Flucht nach Europa. In einem maroden, kaum seetüchtigen Fischkutter wird er mit 650 anderen Flüchtlingen unter Deck eingepfercht. Nach 17 Stunden Todesangst endlich die Rettung, zwei Schiffe nehmen die Menschen auf. Der Horror endet.
Zain Alabidin Al-Khatir hat seine Flucht in einem Buch geschildert: „Ums Überleben kämpfen“. Es ist im Arete-Verlag erschienen. ISBN 978-3-96423-020-1.
Das Buch macht ihn bekannt, er trifft Persönlichkeiten wie den Bundespräsidenten Walter Steinmeier und den Bundeskanzler Olaf Scholz.
Im März 2023 ist Zain zum ersten Mal in den Sudan zurückgekehrt, als deutscher Staatsbürger. Hat zum ersten Mal seine Mutter wiedergesehen, seinen Vater, die Geschwister und Freunde. Jetzt bauen sie gemeinsam und mit Hilfe der Hoffnungsmacher in seinem Heimatdorf eine Schule.