Die Lage im Sudan
Es gibt nicht viele Neuigkeiten, und die wenigen stimmen nicht sehr optimistisch. Der Krieg im Land begann im April 2023, er tobt noch immer. Aber die Armee unter General Burhan scheint allmählich die Oberhand über die RSF-Milizen zu gewinnen, zumindest rund um die Hauptstadt Khartum. Aber: mehr als 12 Millionen Menschen sind auf der Flucht, die meisten innerhalb des Sudan, Zehntausende wurden getötet, dem Land droht eine katastrophale Hungersnot. Und im Westen des Landes, in Darfur, herrschen noch immer die besonders gewalttätigen RSF.
Hintergrund:
Der Sudan ist ein Land im Nordosten Afrikas, fünfmal so groß wie Deutschland, knapp 50 Millionen Menschen leben dort. Das Land ist geprägt von Trockenheit, liegt zu großen Teilen in der Sahara oder an deren südlichem Rand, der Sahelzone.
Der Sudan war bis 1956 britische Kolonie, seit der Unabhängigkeit gibt es politische Unruhen im Land. Ein fast 50 Jahre dauernder Bürgerkrieg zwischen dem eher christlich geprägten Süden und dem muslimischen Norden endete 2011 mit der Unabhängigkeit des Südsudan.
Doch auch in anderen Regionen des Landes brachen immer wieder Aufstände aus, der bekannteste und folgenreichste 2003 in Darfur im Westen des Landes. Allein diese Region ist so groß wie Frankreich.
Hintergrund des Konfliktes waren Verteilungskämpfe um Wasser und Weideland zwischen Nomaden und Bauern. Die Regierung unter Omar al Bashir unterstützte die Nomaden, rüstete sie mit Waffen aus, die Folgen waren dramatisch. Die bewaffneten Reiter der Nomaden, die Dschandschawid, überfielen auf Pferden und Kamelen tausende von Dörfern, brannten sie nieder, töteten die Einwohner, plünderten oder zerstörten die Vorräte. Fast 400 000 Menschen fielen den Angriffen zum Opfer, die Hälfte der sechs Millionen Einwohner von Darfur wurde in die Flucht getrieben. Die meisten suchten Zuflucht in riesigen Lagern innerhalb des Landes. Der Bürgerkrieg dauert auch nach mehr als 20 Jahren an. Die Flüchtlingslager haben sich inzwischen zu Gettos entwickelt, denn es gibt für die Menschen kaum eine Perspektive für eine Rückkehr in ihre Dörfer.
2019 wurde der Langzeitdiktator Omar al Bashir nach Massenprotesten der sudanesischen Bevölkerung vom Militär abgesetzt, zivilen Gruppen und die Armee bildeten eine Übergangsregierung. Doch im Oktober 2021 putschte das Militär unter General Abdel Fatah Burhan erneut und machte ihn zum de facto Regierungschef. Nach Massendemonstrationen und auf internationalen Druck hin wurde im Dezember 2022 erneut eine Übergangsregierung zwischen Militär und Zivilpolitikern gebildet, mit dem Ziel 2024 freie Wahlen abzuhalten.
Im April 2023 allerdings kam es zum Machtkampf zwischen Burhan und seinem mächtigen Stellvertreter Mohammed Hamadan Daglo, genannt Hemeti, dem ehemaligen Anführer der Dschandschawid. Er ist inzwischen Chef der sogenannten RSF, einer hunderttausend Mann starken Miliz und bekriegt sich mit der zahlenmäßig etwa gleich starken Armee. Ausgetragen wird der Konflikt auf dem Rücken der Bevölkerung. Der Machtkampf wird von der Weltgemeinschaft kaum wahrgenommen. Obwohl die Versorgung im Land fast völlig zusammengebrochen ist, internationale Hilfsorganisationen kaum Zugang zu den Menschen haben.
Auch in Darfur, die Heimat Hemetis, wird wieder gekämpft, seine Milizen terrorisieren die Zivilbevölkerung.
Saraf Oumra, die Kleinstadt im Westen des Landes und das Dorf Karakoulle, das ihr angegliedert ist, sind bisher wenig betroffen von den Kämpfen. Die Situation ist trotzdem schwierig, der Kontakt zur Außenwelt nur schwer möglich, Telefon- und Internetverbindungen sind immer wieder unterbrochen oder werden abgeschaltet. Trotzdem haben die Menschen in Karakoulle trotz des Krieges ihre Schule fertig gebaut. 100 Mädchen und Jungen werden seither unterrichtet. Unsere Unterstützung brauchen sie dringender denn je.